Für Behandler:innen

Seit seiner Erstbeschreibung (Beck et al., NEJM 2020) hat das VEXAS-Syndrom enormes Forschungsinteresse geweckt. Die rasch wachsenden Erkenntnisse auf dem Gebiet des VEXAS-Syndroms haben das Potenzial, unser generelles Verständnis von hämato-inflammatorischen Erkrankungen maßgeblich voranzutreiben. Gleichzeitig stellt die Diagnostik und Behandlung betroffener Patientinnen und Patienten aufgrund der klinischen Heterogenität und dem Mangel an etablierten Therapiestandards eine erhebliche Herausforderung dar.

Wann an VEXAS denken und Diagnostik veranlassen?

  1. Autoinflammatorische Symptome
    (rezidivierendes Fieber, neutrophile Dermatosen, Chondritiden, Arthritiden, Vaskulitiden, therapierefraktäre rheumatologische Erkrankungen)

  1. Hämatologische Veränderungen
    (Makrozytäre Anämie, MDS, MDS/MPN, Multiples Myelom, MGUS)
  1. Insbesondere Männer >50 Jahre (selten auch bei Frauen)

Angesichts der Vielfalt der Symptome können VEXAS-Betroffene in verschiedenen Fachdisziplinen, wie Hämatologie, Rheumatologie, Pulmologie oder Dermatologie, vorstellig werden. Bei entsprechender Symptomatik sollte eine zielgerichtete Diagnostik (UBA1-Mutationsanalyse aus dem peripheren Blut oder Knochenmark) veranlasst werden.

VEXAS Register

Im VEXAS-Register Deutschland werden pseudonymisiert Daten zu Symptomen, Therapiemaßnahmen und Outcome von am VEXAS-Syndrom erkrankten Patientinnen und Patienten erfasst und longitudinal dokumentiert. In Verbindung mit dem Register soll systematisch und standardisiert Biomaterial asserviert und damit eine zentrale VEXAS-Biomaterialbank aufgebaut und für VEXAS-bezogene Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt werden.

Systematisch erhobene Daten zur Epidemiologie und zur Versorgungsrealität von Patientinnen und Patienten mit VEXAS-Syndrom liegen in Deutschland bisher nicht vor.

VEXAS Register

Im VEXAS-Register Deutschland werden pseudonymisiert Daten zu Symptomen, Therapiemaßnahmen und Outcome von am VEXAS-Syndrom erkrankten Patientinnen und Patienten erfasst und longitudinal dokumentiert. In Verbindung mit dem Register soll systematisch und standardisiert Biomaterial asserviert und damit eine zentrale VEXAS-Biomaterialbank aufgebaut und für VEXAS-bezogene Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt werden.

Systematisch erhobene Daten zur Epidemiologie und zur Versorgungsrealität von Patienten mit VEXAS-Syndrom liegen in Deutschland bisher nicht vor.

Möchten Sie einen Patienten in das VEXAS-Register einschließen?

Bitte kontaktieren Sie uns.

Aktuelle Literatur

Oktober 2025: Neue pathogene UBA1-Varianten beschrieben

In dieser Arbeit wurden neue krankheitsverursachende UBA1-Mutationen beim VEXAS-Syndrom identifiziert. Unter 29.000 retrospektiv untersuchten Patienten mit verschiedenen Bluterkrankungen wiesen 232 Personen eine UBA1-Mutation auf – etwa zwei Drittel an der Position M41, das übrige Drittel an anderen Stellen des Gens. Die beiden Gruppen wurden miteinander verglichen, um mögliche Unterschiede in der Krankheitsentstehung und -ausprägung zu identifizieren.

Publikation lesen

Juli 2025: Gestörte NK-Zell-Funktion erhöht das Infektionsrisiko bei VEXAS

In einer Studie mit 40 Patienten konnte gezeigt werden, dass das VEXAS-Syndrom nicht nur myeloische Zellen betrifft, sondern auch zu Funktionsstörungen der natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) führt. Es finden sich vermehrt unreife Formen der NK-Zellen, diese zeigten eine erhöhte Erschöpfbarkeit und eine verminderte Zytotoxizität. Diese Veränderungen korrelieren mit einem deutlich erhöhten Infektionsrisiko.

Publikation lesen

Juni 2025: Französische Kohorte zeigt Wirksamkeit von Azacitidin bei VEXAS mit MDS

In dieser Arbeit berichtet die französische Arbeitsgruppe über die bislang größte retrospektive Kohorte von VEXAS-Patienten, die mit Azacitidin behandelt wurden. Von 88 Patienten wiesen 80% ein begleitendes myelodysplastisches Syndrom (MDS) auf. Eine Besserung der entzündlichen Symptome trat bei 61% auf, teils erst verzögert nach sechs Monaten. Hämatologisch erreichten 65% Transfusionsfreiheit, 77% eine Thrombozytenverbesserung und 65% ein molekulares Ansprechen (≥ 25% Reduktion der UBA1-Mutationslast) – ein möglicher Hinweis auf einen krankheitsmodifizierenden Effekt. Die Ergebnisse sprechen für eine gute Wirksamkeit von Azacitidin bei rund zwei Dritteln der Betroffenen, insbesondere bei begleitendem MDS.

Publikation lesen

Juni 2025: Weitere Evidenz für Ansprechen auf erythropoese-stimulierende Therapie bei VEXAS

In dieser Arbeit des französischen FRENVEX-Registers wurde ebenfalls das Ansprechen auf erythropoesestimulierende Substanzen (Erythropoetin oder Luspatercept) bei anämischen VEXAS-Patienten analysiert. Eingeschlossen waren Betroffene mit einem Hb-Wert < 10 g/dl, unabhängig vom Vorliegen eines begleitenden MDS. Etwa ein Drittel der Patienten zeigte ein erythroides Ansprechen auf die Behandlung.

Publikation lesen

Mai 2025: Erythropoetin wirksam bei ausgewählten VEXAS-Patienten

Eine Anämie ist bei nahezu allen VEXAS-Patienten unterschiedlich stark ausgeprägt. Italienische Forschende untersuchten daher den Effekt einer Erythropoetin-Therapie bei 32 Betroffenen. Ein erythroides Ansprechen wurde bei 59% erzielt; die meisten Responder waren Patienten mit niedriger Transfusionsbelastung (58%, n = 11) oder ohne Transfusionsbedarf (37%, n = 7).

Publikation lesen

Mai 2025: VEXAS in Großbritannien: Neue Einblicke in Genvarianten

Diese britische Studie untersuchte die Häufigkeit und genetische Vielfalt des VEXAS-Syndroms anhand von Daten aus der UK Biobank, dem 100.000 Genomes Project und mehreren Diagnostikzentren. Dabei zeigte sich, dass rund 1 % der Patienten mit unklaren autoinflammatorischen Erkrankungen eine klassische UBA1-Mutation tragen. Neben den klassischen UBA1-Met41-Mutationen identifizierten die Forschenden weitere 47 seltene Varianten.

Publikation lesen

März 2025: Weitere Untersuchungen zur Augenbeteiligung beim VEXAS-Syndrom

Diese umfassende Metaanalyse umfasste 52 Studien mit insgesamt 204 Patienten. Orbitale Entzündungen waren häufig, v. a. periorbitale Ödeme (41%), gefolgt von Orbitalmyositis, Dakryoadenitis und seltenem Orbitakompressionssyndrom. Weitere Befunde waren Episkleritis (14 %), Skleritis (14 %), Uveitis (12 %) und retinale Vaskulitis (1%).  Schwere ophthalmologische Manifestationen waren signifikant häufiger bei Patienten mit Splice-Site-Mutationen im Vergleich zu Methionin-41-Missense-Mutationen.

Publikation lesen

Februar 2025: Neurologische Manifestationen beim VEXAS-Syndrom

In einer Analyse von 291 Patienten aus dem französischen VEXAS-Register zeigten 6% der Patienten neurologische Manifestationen. Der Großteil (70%) klagte über periphere Nervenschäden, wie Polyneuropathie oder Hirnnervenbeteiligung, während bei 30 % eine Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS) festgestellt wurde, darunter Enzephalopathie, lakunäre zerebrale Infarkte oder das posterior-reversible Enzephalopathie-Syndrom. Die meisten neurologischen Manifestationen waren unter einer Steroidtherapie reversibel.
Publikation lesen

November 2024: UBA1-Monitoring

Bisher gibt es nur begrenzte Evidenz zur optimalen Methode zur Messung der UBA1-Mutationslast im Krankheitsverlauf. Der Einsatz der Droplet Digital PCR (ddPCR) im Rahmen des Therapiemonitorings wurde mittlerweile in mehreren Zentren erfolgreich validiert. 
Publikation lesen

November 2024: PET-Diagnostik bei VEXAS

Eine kürzlich veröffentlichte Studie untersucht die Rolle der PET-Bildgebung in der Diagnostik des VEXAS-Syndroms. Dabei wurden die PET-Befunde von 35 Patienten analysiert und mit den klinischen Verläufen korreliert. Die PET-Untersuchung erwies sich als hilfreich, um entzündliche Herde zu identifizieren, die klinisch nicht erkennbar waren. Darüber hinaus zeigte sich bei einigen Patienten bereits vor dem Auftreten klinischer Symptome eine unspezifisch gesteigerte Stoffwechselaktivität im Knochenmark.

Publikation lesen

Oktober 2024: VEXAS-Patientinnen

Auch Frauen können, wenn auch seltener, am VEXAS-Syndrom erkranken. Diese Literaturrecherche analysiert die klinischen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Patienten. Hierbei scheint die X-Inaktivierung keinen Einfluss zu haben; entscheidend ist das Vorliegen einer UBA1-Mutation in Kombination mit einer Monosomie X.

Publikation lesen

September 2024: Allogene Stammzelltransplantation bei VEXAS-Patienten

Die allogene Stammzelltransplantation wird bei schwerwiegenden Verläufen des VEXAS-Syndroms als eine vielversprechende und derzeit einzige potenziell kurative Therapieoption angesehen, ist jedoch mit erheblichen Risiken verbunden. Ein aktueller Review fasst die Behandlungsergebnisse von 33 VEXAS-Patienten zusammen, die eine allogene Stammzelltransplantation durchlaufen haben.

Publikation lesen

Juli 2024: Opportunistische Infektionen bei VEXAS-Patienten

Opportunistische Infektionen treten gehäuft bei Patienten mit VEXAS-Syndrom auf. In einer Analyse von 94 Patienten mit VEXAS-Syndrom entwickelten 6% eine Pneumocystis jirovecii (PJ)-Pneumonie, bei 15% trat eine Alphaherpesvirus-Reaktivierung auf (wobei Varizella-Zoster-Virus (VZV)-Reaktivierungen am häufigsten auftraten) und 10% wiesen eine Infektion mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) auf. Patienten, die eine PJ-Pneumonie, Herpes-simplex-Virusreaktivierung oder NTM entwickelten, hatten ein erhöhtes Sterberisiko. Eine medikamentöse antiinfektive Prophylaxe gegen PJ und VZV reduzierte die Infektionsraten deutlich und wird für die klinische Praxis empfohlen.

Publikation lesen

Juni 2024: Kutane Manifestationen beim VEXAS-Syndrom

Hautmanifestationen finden sich bei 83% der Patienten mit VEXAS-Syndrom. Am häufigsten treten dabei die leukozytoklastische Vaskulitis (36%), neutrophile Dermatose (34%) und perivaskuläre Dermatitis (30%) auf. Interessanterweise sind spezifische UBA1-Genvarianten mit unterschiedlichen Hautmanifestationen assoziiert: die p.Met41Leu-Variante zeigt häufig Sweet-Syndrom-ähnliche neutrophile Läsionen, während die p.Met41Val-Variante eher mit vaskulitischen Läsionen assoziiert ist. Eine systemische Steroidtherapie führt bei 92% der Patienten zu einer vorübergehenden Besserung der Hautmanifestationen. Von einer Anwendung von Anakinra, einem Interleukin-1-Antagonisten, wird aufgrund schwerer kutaner Reaktionen an der Injektionsstelle, einschließlich Ulzerationen und Abszessen (bei bis zu 75% der Patienten) abgeraten.

Publikation lesen

Mai 2024: Die Bedeutung des PERK-Signalweges beim VEXAS-Syndrom

Jüngste Untersuchungen mittels Single-Cell Multi-Omics haben den PERK-Signalweg (Protein Kinase RNA-like Endoplasmic Reticulum Kinase) als einen wichtigen Treiber in der Pathogenese des VEXAS-Syndroms identifiziert. Der PERK-Signalweg ist ein Teil der Unfolded Protein Response (UPR), einem zellulären Stressreaktionsmechanismus, der aktiviert wird, wenn es zu einer Akkumulation von fehlgefalteten Proteinen im Endoplasmatischen Retikulum kommt. Die Erkenntnisse legen nahe, dass die Hemmung des PERK-Signalwegs eine potenzielle Therapieoption zur gezielten Bekämpfung des UBA1-mutierten Klons darstellen könnte.

Publikation lesen

Mai 2024: Thromboembolische Komplikationen beim VEXAS-Syndrom

Das VEXAS-Syndrom geht mit einem erhöhten Risiko für thromboembolische Ereignisse einher. In einer Analyse von Kusne et al. betrug die kumulative Inzidenz von venösen Thromboembolien ein Jahr nach Symptombeginn 17% und nach 5 Jahren 40%. Knapp die Hälfte der betroffenen Patienten erlitt wiederholt Thromboembolien und 20% der thromboembolischen Ereignisse traten trotz Antikoagulation auf.

Publikation lesen

Mai 2024: Effektivität und Sicherheit zielgerichteter Therapien beim VEXAS

In einer großen multizentrischen retrospektiven Studie wurden 110 VEXAS-Patienten analysiert, die insgesamt 194 zielgerichtete Therapien erhielten. Von diesen Patienten erhielten 40% Januskinase-Inhibitoren (JAKi), 26% Interleukin (IL)-6-Inhibitoren, 17% IL-1-Inhibitoren, 10% Tumornekrosefaktor (TNFα)-Blocker und 6% andere zielgerichtete Therapien. Die Ergebnisse zeigten, dass der Einsatz von JAK-Inhibitoren eine 6-Monats-Ansprechrate von 30% und IL-6-Inhibitoren eine Ansprechrate von 26% erzielte, was einen Vorteil gegenüber den übrigen Therapien darstellt. Zudem war das Überleben ohne Therapieabbruch bei Patienten, die JAKi erhielten, signifikant länger als bei anderen zielgerichteten Therapien. Diese Ergebnisse müssen jedoch in prospektiven Studien bestätigt werden.

Publikation lesen

April 2024: Prävalenz von UBA1-Mutationen bei Myelodysplastischen Syndromen

Die molekulare und klinische Präsentation von UBA1-mutierten myelodysplastischen Syndromen wurde kürzlich in einer Kohorte von 2.027 MDS-Patienten untersucht. Eine UBA1-Mutation wurde bei 1% (N=26) aller MDS-Patienten gefunden. 83% dieser Patienten zeigten auch eine für VEXAS typische Klinik. Häufig handelte es sich um Patienten mit wenigen myeloischen Mutationen. Die Autoren empfehlen, dass alle MDS-Patienten auf eine Mutation in UBA1 gescreent werden sollen.

Publikation lesen

März 2024: Entzündliche Augenbeteiligung beim VEXAS-Syndrom

Italienische Kollegen haben aktuelle Daten aus dem AIDA Netzwerk (Autoinflammatory Disease Alliance) veröffentlicht, wonach bei knapp der Hälfte der VEXAS-Patienten (45,8%)  im Laufe der Erkrankung auch eine entzündliche Augenbeteiligung auftritt. Die am häufigsten beschriebenen Symptombilder umfassen das periorbitale Ödem, Skleritis, Uveitis und Konjunktivitis.

Publikation lesen

Januar 2024: Molekulare Remissionen unter Azacitidin-Therapie

Die Studie berichtet von zwei Patienten mit VEXAS-Syndrom, welche unter subkutaner Therapie mit der hypomethylierenden Substanz Azacitidin eine klinische sowie molekulare Remission erreicht haben. In Anbetracht der tiefen Remission konnte die Therapie mit Azacitidin dosisreduziert und bei einem Patienten sogar beendet werden. Letzterer befindet sich 6 Monate nach Therapieende in anhaltender klinisch und molekularer Remission. Hypomethylierende Substanzen könnten somit eine vielversprechende Alternative zur Eradikation des UBA1-mutierten Klons darstellen, insbesondere für Patienten, die nicht für eine allogene Stammzelltransplantation infrage kommen.

Publikation lesen

Unsere Partner

Gefördert durch